Moewes, Günther

Arbeit ruiniert die Welt

Warum wir eine andere Wirtschaft brauchen
152 S. Seiten,Englisch, Broschüre
9783939816744
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Vorwort Ein Unterschied zwischen notwendiger und vermeidbarer oder gar schädlicher Arbeit wird in der heutigen Ökonomie nicht ernsthaft gemacht. Es gibt dazu auch keine nennenswerte Forschung. Es herrscht das Mantra vor, dass alle Arbeit gut sei und den Wohlstand erhöhe. Die Physik ist da schon weiter. Seit 155 Jahren unterscheidet sie zwischen Arbeit, die Material bewegt und solcher, die keins bewegt. Und ob sie sich fossiler oder solarer Energie bedient. Lediglich die letzte Unterscheidung haben fortschrittliche Teile der Ökonomie bisher zu übernehmen versucht. Schon 1963 hat Heinrich Böll die Haltung der Wirtschafts- und Wachstumsgesellschaft in einer wunderbaren kleinen Novelle treffend beschrieben: Ein westlicher Tourist trifft ganz früh am Morgen in einem Hafen 'an einer westlichen Küste Europas' auf einen dösenden Fischer. Auf die Frage, warum er bei dem herrlichen Wetter nicht zum Fischen ausgelaufen sei, antwortet der Fischer, er sei bereits einmal ausgelaufen. Der Fang 'war so gut, dass ich nicht noch einmal auszulaufen brauche. Ich habe sogar für morgen und übermorgen genug.' Das regt den Touristen furchtbar auf: '. stellen Sie sich vor,. Sie würden. nicht nur heute, sondern morgen, übermorgen, ja, an jedem günstigen Tag zwei-, dreimal, vielleicht viermal ausfahren. Sie würden sich spätestens in einem Jahr einen Motor kaufen können, in drei oder vier Jahren vielleicht einen kleinen Kutter haben. eines Tages würden Sie zwei Kutter haben. Sie würden ein kleines Kühlhaus bauen, vielleicht eine Räucherei, später eine Marinadenfabrik, mit einem eigenen Hubschrauber rundfliegen, die Fischschwärme ausmachen und Ihren Kuttern per Funk Anweisungen geben. Sie könnten die Lachsrechte erwerben, ein Fischrestaurant eröffnen, den Hummer ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren und dann.' - 'Was dann?' fragt der Fischer leise. - 'Dann könnten Sie beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen - und auf das herrliche Meer blicken.' - 'Aber das tu' ich doch schon jetzt', sagt der Fischer. Besser konnte man 1963 nicht beschreiben, warum die Wirtschaft bis heute unseren Planeten derart ruiniert hat. Dieser Zustand unseres Planeten und seine Ursachen, die in diesem Buch angesprochen werden, sind durch die Corona-Krise plötzlich noch deutlicher geworden. Von einem Tag auf den anderen wird die bisherige Austeritätspolitik über Bord geworfen. Billionen werden locker gemacht. Das legt den Verdacht nahe, dass vieles, was bisher als 'nicht finanzierbar' galt, vielleicht doch finanzierbar gewesen wäre. Zum Beispiel ein Grundeinkommen. Und dass das bisherige Mantra einer beschäftigungsbasierten Wirtschaft vielleicht doch falsch ist, wonach Wohlstand nur durch menschliche Arbeit entstehen kann, auch dann, wenn diese überflüssig, sinnlos oder gar schädlich ist. Es waren ja die Auswüchse dieser falschen Wirtschafts- und Arbeitsideologie, die die Ausbreitung der Pandemie zumindest befördert haben: die Sprengung der planetaren Grenzen durch Übervölkerung infolge Armut der globale Mobilitätswahn durch vermeidbaren Handel und Tourismus die Störanfälligkeit der Produktionen durch künstlich verkomplizierte Lieferketten die globale Entsolidarisierung durch nationalen Egoismus und Wettbewerb. Ungehemmter Nationalismus, wenn er in der Bevölkerung auftritt mit Recht kritisiert, wird in der Wirtschaft beharrlich als Tugend und Wettbewerbsvorteil dargestellt. Jeder Globalisierungskritik wird die wenig überzeugende Belehrung entgegengestellt, dass jede globale Vermischung regionaler Kulturen, Lebensgewohnheiten, Architekturen, Stadt- und Landschaftscharaktere zu Bereicherung und größerer Vielfalt führe. Das Gegenteil ist der Fall. Die Welt wird zum zivilisatorischen Einheitsbrei. Ihre Vielfalt wird abgebaut. Die verhängnisvolle, anti-evolutionäre und unumkehrbare Vermischung - in der Physik seit 150 Jahren als 'Entropie' kritisiert - wird von Wirtschaft und Politik beharrlich als Fortschrittsm

'Wie viele Viren, Dürren, Hassmails, Fluten und Orkane muss es noch geben, bis die Unverantwortlichen begreifen, dass ihre Wirtschafts- und Arbeitsideologie die Ursache ist?' Günther Moewes Das Mantra großer Teile von Politik und Wirtschaft sind Wachstum und Arbeitsplätze, egal ob nützlich oder schädlich. Und die 'Thinktanks' der neuen reichen 'Superklasse' wollen uns durch allerlei Theorien weismachen, dass ohne eine ungleiche Vermögensverteilung nicht das Überleben der Menschheit gesichert werden kann. So auch Kanzlerin Angela Merkel in ihrer ersten Regierungserklärung: 'Wir können den Schwachen nur etwas abgeben, wenn wir genügend Starke haben.' Doch stimmt das wirklich? In seinem provozierenden Buch widerlegt Günther Moewes diese Auffassung mit überzeugenden Bildern und Vergleichen und benennt Alternativen. Denn die Welt steht am Scheideweg. Ohne grundlegende Wirtschaftswende nützen auch Windräder und Elektroautos nichts mehr. Günther Moewes beschreibt packend und allgemeinverständlich, welche verheerende Rolle Agrargifte, Mobilitätswahn, sinnlose Verpackungen und Transporte, Rüstung und andere Ergebnisse vermeidbarer und schädlicher Arbeit bei Umwelt-, Klima- und neuerdings Coronakrise spielen. Er stellt ungewohnte Zusammenhänge her und erhellt komplizierte Vorgänge durch überzeugende Bilder und Vergleiche. Während Arbeit, egal ob schädliche oder nützliche, von der Politik immer noch als unabdingbare Existenzvoraussetzung von Wirtschaft und menschlicher Existenz verherrlicht wird, eignen sich die wenigen, von niemandem gewählten Milliardäre immer mehr Billionen an, die von anderen erarbeitet wurden. Doch wenn wir nicht die Existenzberechtigung der Menschen endlich von der Erwerbsarbeit abkoppeln, steuern wir unaufhaltsam auf eine Welt der Klimakriege, Klimaflüchtlinge und Pandemien zu, von der wir uns seit Corona langsam eine Vorstellung zu machen beginnen.

Günther Moewes, geboren 1935, war ursprünglich Architekt und entwickelte variable Bausysteme. Bekannt wurde er erstmalig durch seine Funktionalismuskritik »Die große Vereinseitigung« auf dem Werkbundtag 1968. Seit 1973 war er Professor für Industrialisierung des Bauens an der FH Dortmund; inzwischen ist er emeritiert. Er veröffentlichte mehrere wachstums- und verteilungskritische Bücher. Sein Buch »Weder Hütten noch Paläste« (1995) wurde zu einem Kultbuch für ökologische Architektur. In seinem Buch »Geld oder Leben« (2004) forderte er unter anderem die Abschaffung des Zinses. Seit 2014 schreibt er regelmäßig Wirtschaftskolumnen und Gastbeiträge für die Frankfurter Rundschau.

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Autor Moewes, Günther
Verlag NOMEN Verlag
ISBN 9783939816744
ISBN/EAN 9783939816744
Lieferzeit 5 Werktage (inkl. Versand)
Erfassungsdatum 25.05.2020
Lieferbarkeitsdatum 23.07.2020
Einband Englisch, Broschüre
Format 1.5 x 19 x 11.5
Seitenzahl 152 S.
Gewicht 178