Kreutzer, Andreas

Das Ende der Maurerkelle

30 Jahre Wohnbau in Österreich 1990-2020
296 S., 1 s/w Tab., 8 Illustr., Wohnungsbestand und Hauptwohnsitze in Österreich 2020 Seiten,Gebunden
9783950063875
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In den letzten dreißig Jahren stiegen die Mieten, Häuser- und Wohnungspreise deutlich rascher als die Inflation. Leistbares Wohnen steht zur Disposition. Andreas Kreutzer analysiert, weshalb die meisten politischen Vorschläge zur Einhegung des Preisauftriebs nur bedingt greifen werden. Er argumentiert, warum Handlungsbedarf entlang der gesamten Wertschöpfungskette besteht: in der Raumplanung, bei der Widmung von Bauland, bei der Wohnbauförderung, bei der Höhe von Baukosten und Baupreisen, hinsichtlich der Produktivität in der Bauwirtschaft und nicht zuletzt ordnungspolitisch. Vor allem aber braucht es eine dauerhaft hohe Neubauproduktion über den unmittelbaren Bedarf hinaus - der mühsamen Diskussion über die Flächeninanspruchnahme zum Trotz. Denn in den letzten dreißig Jahren wurde zu einem guten Teil für Nebenwohnsitze und Anlagezwecke gebaut. Der aktive Leerstand ist daher zu gering, um Druck auf Mieten und Preise auszuüben. Doch nur ein hoher aktiver Leerstand garantiert, dass Bauen und Wohnen leistbar bleibt.

Wohnen ist ein Grundrecht. Artikel 11 des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte schreibt es fest. Denn Wohnen ist ein elementares und existenzielles Grundbedürfnis, ein Menschenrecht. Ein schönes Zuhause ist Erholungsraum und Ort für Selbstentfaltung zugleich. Es bietet Vertrautheit, Sicherheit und Privatheit. Damit trägt es ganz wesentlich zu einem Gefühl der Geborgenheit bei. Nicht zuletzt manifestiert sich die Identität eines Menschen in der Wahl seiner eigenen vier Wände. Sie belegen seinen gesellschaftlichen Status und seinen ökonomischen Aufstieg, womit das für so viele Menschen wichtige Bedürfnis nach sozialer Anerkennung befriedigt wird. Die Haltung zum Wohnen kann daher zweifellos auch als Abbild einer Gesellschaft verstanden werden. Eine hohe Wohnqualität schafft den sozialen Rahmen für eine kulturell und intellektuell emanzipierte Gesellschaft. Schon der soziale Wohnbau im Wien der 1920er und 1930er-Jahre war vom Ideal einer aufgeklärten Selbstbestimmtheit geprägt. Wenngleich dann die meisten der errichteten Gebäude formal kenntlich, gleichermaßen architektonisch wie ideologisch mehr Programm waren, als Geist anregender "Wohlfühloasen" im heutigen Sinn. So kritisierte etwa der Wiener Architekt Josef Frank (1885-1967) bereits nach der Grundsteinlegung für den heutigen Karl-Seitz-Hof die kulturelle und ästhetische Ambivalenz des Wiener Wohnbauprogramms. Dabei legte er die Widersprüche zwischen politischem Anspruch und gelebter Wirklichkeit schonungslos offen. Für Ihn fand die "proletarische" Gesinnung keine Entsprechung in der "kleinbürgerlichen" Form und der äußerlich vorgetragene Anspruch (Fassade) passte nicht zu den inneren Strukturen (Grundriss). Er hinterfragte die Verknüpfung von "Volkswohnungen" und "Palast", die er auf ein "kleinbürgerliches Geltungsstreben und aus der feudalen Vergangenheit übernommene Palastformen" zurückführte. Für Frank war das ein Hindernis auf dem Weg zur idealen Wohnform: dem Einfamilienhaus. Daneben hat Wohnen natürlich auch eine wirtschaftliche Dimension. Wohnen ist die vermutlich wichtigste Stütze der österreichischen Volkswirtschaft. Nach Berechnungen von KREUTZER FISCHER & PARTNER steuert der Sektor etwa 21 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei und ernährt rund 776.000 Erwerbstätige und deren Familien. Die Wertschöpfungskette "Wohnen" zieht sich wie ein roter Faden durch unser Leben. Sie beginnt bei der Mobilisierung von Bauland und der Errichtung der notwendigen Infrastruktur. Sie erstreckt sich weiter über Bauträger, Architekten und Planer bis hin zur Baustoffindustrie, den Baustoffhandel und dem ausführenden Sektor der Bauwirtschaft. Und sie endet bei den der Bauwirtschaft nachgelagerten Bereichen, zu denen wir beispielsweise die Immobilienwirtschaft zählen Energieversorger, Hersteller von Einrichtungsgegenständen und Haushaltselektronik sowie deren Vertriebskanäle, Versicherungen oder Handwerks- und Reparaturdienste. Kurzum, im ökonomischen Kontext ist Wohnen omnipräsent. Wohnen bedient deshalb nicht nur menschliche Grundbedürfnisse, Wohnen ist auch Ware und Dienstleistung. Selbst im Sozialismus wurde und wird nicht kostenfrei gewohnt. Es stellt sich daher nicht die Frage, ob man mit Wohnen ein Geschäft machen darf. Wohnungen sind zweifelsohne ein Wirtschaftsgut. Nichtsdestotrotz bleiben sie bis zu einem bestimmten Grad immer auch ein Sozialgut. Weshalb es legitim ist zur Diskussion zu stellen, wer, wo und wieviel von der Rechnung bezahlt. Oder anders gefragt: Sind in Anbetracht der existenziellen Notwendigkeit des Wohnens die Gesetze des freien Marktes in allen Wertschöpfungssegmenten uneingeschränkt anzuwenden? Sind nicht da und dort ordnungspolitische Pflöcke einzuschlagen, um das Gemeinwohl abzusichern oder um zu starke asymmetrische Verteilungen innerhalb der Wertschöpfungskette zu verhindern? Bekanntlich ist der Wohnungssektor für spekulative Verwerfungen besonders anfällig. Und das aus gutem Grund: Baugrundstücke sind ein endlich

Andreas Kreutzer, geboren 1963, unterstützt seit mehr als dreißig Jahren Unternehmen in Fragen der strategischen Neuausrichtung, des Marketings und in M&A Projekten. Seine Leidenschaft gehört dabei dem Bausektor, allen voran der Baustoff- und Bauindustrie. Er ist geschäftsführender Gesellschafter von BRANCHENRADAR.com Marktanalyse GmbH und Begründer des Beraternetzwerks KREUTZER FISCHER & PARTNER mit Standorten in Wien und Berlin. Andreas Kreutzer ist Autor zahlreicher Wirtschaftskommentare in nationalen und internationalen Printmedien und gefragter Interviewpartner bei Printmedien, Fernsehen und Rundfunk. "Das Ende der Maurerkelle - 30 Jahre Wohnbau in Österreich 1990-2020" ist sein erstes Buch.

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Autor Kreutzer, Andreas
Verlag Collage Verlag
ISBN 9783950063875
ISBN/EAN 9783950063875
Lieferzeit 5 Werktage (inkl. Versand)
Erfassungsdatum 19.09.2022
Lieferbarkeitsdatum 07.10.2022
Einband Gebunden
Format 2.6 x 21 x 13.4
Seitenzahl 296 S., 1 s/w Tab., 8 Illustr., Wohnungsbestand und Hauptwohnsitze in Österreich 2020
Gewicht 477