Fuhrer, Armin

Hugo Junkers

Das Leben ist Kampf - Eine Biografie
704 S. Seiten,Gebunden
9783957682475
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EINLEITUNG Noch ein Buch über Hugo Junkers? Auf diese Frage könnte man verfallen, wenn man dieses Werk in die Hände nimmt. Gibt es nicht eine fast schon unübersehbare Reihe von Büchern und Autoren, die sich mit diesem einzigartigen Menschen beschäftigen - und das seit vielen Jahrzehnten? Der Eindruck ist richtig und falsch zugleich. Tatsächlich existieren zuhauf Bücher über seine Flugzeuge - am meisten natürlich über die Ju52, die alte Tante Ju, wie sie oft liebevoll bezeichnet wird. Darunter sind viele Bildbände, die den technikbegeisterten Flugzeugfans diese bahnbrechende Entwicklung und ihre Geschichte nahebringen möchten. Auch über die Flugzeuge, die im Dritten Reich in den Dessauer Junkerswerken gebaut wurden und die im Zweiten Weltkrieg traurige Berühmtheit erlangten, findet sich eine Vielzahl an Darstellungen. Allerdings hat diese Zeit mit dem Mann, um den es in dieser Biografie geht, nur noch sehr mittelbar etwas zu tun. Denn bei Ausbruch des Krieges am 1.September 1939 war er bereits mehr als vier Jahre tot. 'Biografie' ist das richtige Stichwort. Denn ein Werk, das seinen Lesern den Menschen Hugo Junkers näherbringt, seine Entwicklung vom Studenten der Maschinenbautechnik über den Erfinder des Gasbadeofens und des Kochreglers bis zum Entwickler innovativer Motoren, des zivilen Ganzmetallflugzeugs und des zivilen Luftverkehrs und dabei stets den Menschen im Auge behält - das gab es bisher nicht. Wer war eigentlich Hugo Junkers? Wie dachte und fühlte er? Wie arbeitete er, wie steckte er Rückschläge weg und wie motivierte er sich immer wieder neu? Und in welchem Verhältnis stand dieser Mann zu seiner Umwelt und zu den gesellschaftlichen Veränderungen, die sich während seiner Lebens- und Schaffenszeit vollzogen? Wie waren die Wechselwirkungen mit der 'großen' Politik? Solche und viele andere Fragen, die Bestandteil einer modernen Biografie sein müssen, wurden in den bislang über Hugo Junkers geschriebenen Büchern zum größten Teil gar nicht oder zumindest sehr unbefriedigend beantwortet. Mehr noch: Viele dieser Fragen stellten die Autoren nicht. Es gab wenige Ansätze für Bücher, die sich um solche Fragen drehten, aber allesamt scheiterten. Schon 1930 veröffentlichte der Technikjournalist Carl Hanns Pollog ein Buch über Junkers, das auf den ersten Blick den Eindruck erweckt, es handel sich um eine Biografie. Hugo Junkers. Ein Leben als Erfinder und Pionier stellte aber eben nur äußerst rudimentär die oben erwähnten Fragen. Die technische Entwicklungsarbeit stand eindeutig im Vordergrund und das zeigt sich schon daran, dass erst das letzte von zehn Kapiteln die Überschrift Der Mensch trägt. Zu der Zeit, als Pollogs Buch erschien, arbeitete auch der Junkers-Mitarbeiter Richard Blunck an einem Buch über seinen Chef. Sein 1940 erschienenes Werk Hugo Junkers. Der Mensch und das Werk war zwar nicht so stark auf die technischen Themen fixiert wie bei Pollog, sondern nahm auch einiges aus Junkers Gedankenwelt auf. Aber von einer echten Biografie blieb es doch weit entfernt. Es ist durchaus möglich, dass Blunck stärker an eine solche echte Lebensbeschreibung dachte, aber das verbat sich Junkers ausdrücklich. Er selbst wollte nicht, dass seine Person in den Mittelpunkt gerückt würde, und Blunck hielt sich an diese Vorgabe auch nach seinem Tod. Dennoch galt dieses Buch, das aus Gründen, über die noch zu berichten sein wird, erst fünf Jahre nach Hugo Junkers Tod erschien und 1951 in einer veränderten Fassung neu aufgelegt wurde, über Jahrzehnte als die einzige 'Biografie'. Kurz nach dem Fall der Mauer veröffentlichte der DDR-Hochschuldozent und Luftfahrthistoriker Dr. Günter Schmitt seinen monumentalen Band Hugo Junkers. Ein Leben für die Technik. Das Erscheinungsjahr 1991 ist nicht zufällig. Schmitt war ein großer Bewunderer von Junkers Leistungen, aber er hatte stets darunter gelitten, dass dieser in der DDR als 'Monokapitalist' verpönt war. Schmitts Buch rückt zwar auch einige der oben erwähnten Fragen, die in einer Biografie unerlässlich sind, in den Fokus. Aber sein Buch hat unübersehbare methodische Schwächen und ist so ersichtlich dazu verfasst, sein Sujet in einem positiven Licht erstrahlen zu lassen, dass es für einen Leser, der sich mit der Person Hugo Junkers auseinandersetzen möchte, bestenfalls sehr bedingt geeignet ist. Aber immerhin kommt Schmitts Buch das Verdienst zu, den Menschen Hugo Junkers wenigstens etwas mehr in den Vordergrund gerückt zu haben. Ein anderes, vielversprechenderes Projekt für eine Junkers-Biografie scheiterte während der Zeit des Nationalsozialismus. Margarete Conzelmann, eine Mitarbeiterin des Deutschen Museums München, machte sich seit Ende der Dreißigerjahre an die Arbeit und verfasste sogar erste Kapitel über die frühen Jahre ihres Protagonisten. Sie interviewte zahlreiche ehemalige Vertraute, Freunde, Familienmitglieder, Mitarbeiter und andere Personen und hielt diese Interviews penibel schriftlich fest. Auf diese Weise entstanden Hunderte Seiten von Aufzeichnungen. Selbst als Deutschland bereits im alliierten Bombenhagel unterging und auch einige Jahre nach dem Ende des Krieges befragte Conzelmann Interviewpartner. Aber nach zehnjähriger Vorarbeit stockte ihre Arbeit und sie vollendete ihr Werk nicht. Hugo Junkers Leben blieb unbeschrieben. Sicher wäre auch dieses Buch, wäre es jemals erschienen, heute nicht mehr up to date. Aber es wäre vielleicht in der Lage gewesen, zu zeigen, dass Hugo Junkers viel mehr als 'nur' ein genialer Erfinder, Entwickler und Visionär war, sondern eben auch ein vielfältiger Mensch. Denn genau auf dieses Ziel war Conzelmanns Arbeit ausgerichtet. In den Fünfzigerjahren spielte der bekannte Journalist Curt Riess mit dem Gedanken, eine Biografie über Hugo Junkers zu schreiben. Er veröffentliche 1955 in der Münchner Illustrierten eine lange Artikelserie über die 'Junkers-Tragödie', aus der er anschließend ein Buch machen wollte, 'ein Buch über den Menschen Junkers' und nicht über den 'Erfinder'. 'Es würde ein Buch sein, das zeigt, wie er dachte, fühlte, ­lebte ' Allerdings kam es dann nicht zu diesem Buch; möglicherweise lag das daran, dass einige alte Junkers-Vertraute einige Stellen der Serie kritisierten und als verkürzt beziehungsweise falsch bezeichneten - ein Vorwurf, der zutrifft. Vielleicht hatte der Vielschreiber Riess dadurch die Lust oder das Interesse an Junkers verloren. Es findet sich im Archiv Bernd Junkers zwar ein maschinenschriftliches Manuskript von Riess über Junkers, das die Grundlage für die Serie darstellte, aber ein Buch ist daraus niemals geworden. Über die Jahrzehnte entstanden eine Vielzahl von Büchern, die sich um Junkers Flugzeugentwicklungen drehen und für gewöhnlich keinen wissenschaftlichen Anspruch haben. Daneben gibt es einige Untersuchungen, wie solche von Helmut Erfurth, die interessante Ergebnisse brachten. Aber alle behandelten stets nur ein Thema oder einen sehr begrenzten Themenkreis. Wer sich über die technische Entwicklung von Junkers informieren möchte, kommt um das voluminöse Werk von Wolfgang Wagner Hugo Junkers. Pionier der Luftfahrt - seine Flugzeuge nicht herum. Was man zu diesem Thema wissen möchte, findet man in diesem Buch, aber schon der Titel kennzeichnet seine Beschränktheit auf das eine Sujet. Daneben stechen zwei Bücher heraus, die sehr interessante Blicke auf ­bestimmte Themen jenseits der Technik richten und im Gegensatz zu fast allen anderen Werken über Hugo Junkers ganz zweifellos einen wissenschaftlichen Charakter ausweisen. Dabei handelt es sich einerseits um Detlef Siegfrieds Der Fliegerblick. Intellektuelle, Radikalismus und Flugzeugproduktion bei Junkers 1914 bis 1934. Siegfried hat zwar ebenfalls sein Augenmerk auf einen bestimmten Bereich aus Junkers Leben gerichtet, aber das Buch bietet mehr, als der Titel vermuten lässt, und stellt zudem eine profunde wissenschaftliche Untersuchung dar. Andererseits war die Lektüre von Angelika Hofmanns 2020 erschienener Studie Als das Auto fliegen lernte. Die Geschichte der J...

Hugo Junkers (1859 bis 1935) zählt zu den spannendsten Unternehmer-Persönlichkeiten Deutschlands. Geboren in Rheydt, baute er nach seinem Studium der Ingenieurwissenschaften in Dessau ein Unternehmen auf und arbeitete zugleich als Professor an der Universität Aachen. Als einer der ersten Forscher in Deutschland interessierte er sich seit 1907 für die Entwicklung des Flugzeuges. Auf diesem Gebiet gelangte er schließlich zu Weltruhm. Im Ersten Weltkrieg entwickelte er zunächst neuartige Flugzeuge aus Metall statt aus Holz. Wenige Wochen nach dem Ende des Krieges stellte er die F 13 vor - das weltweit erste zivile Flugzeug, das vollständig aus einem besonders leichten, aber widerstandsfähigen Metall hergestellt war. Junkers Ziel war es, das Fliegen zu popularisieren und das Flugzeug zu einem alltäglichen Verkehrsmittel für Reisende zu machen. Die F 13 wurde rasch zum weltweit eingesetzten und erfolgreichsten Verkehrsflugzeug. Doch Junkers erkannte, dass es mehr brauchte als nur das Flugzeug an sich, um damit Geld zu verdienen. Darum baute er eigene Fluglinien auf und wollte Mitte der Zwanzigerjahre Europas Städte mit einem dichten Netz von Fluglinien verbinden - ein innovativer Gedanke, der weit in die Zukunft reichte. Als die Junkerswerke in finanzielle Turbulenzen gerieten, nutzte die deutsche Regierung die Gelegenheit und entriss Junkers Teile davon ebenso wie die Fluglinien. Sie stellten den Hauptanteil der 1926 neu gegründeten Deutsche Luft Hansa AG und so wurde Hugo Junkers unfreiwillig zum Gründungsvater der deutschen Luftfahrtgesellschaft. Aber es gelang ihm, sein Werk zu retten. Mit neuen Flugzeugtypen, die sein hervorragendes Team entwickelte, schaffte es Junkers, technisch ganz weit vorne zu bleiben. Legendär wurde die 1932 auf den Markt gebrachte Ju 52, die 'Tante Ju', wie der Volksmund sie nannte. Nach der 'Machtergreifung' Adolf Hitlers wollte Hugo Junkers von dem geheimen Aufbau einer Luftwaffe profitieren. Aber obwohl er sich sehr darum bemühte, an der 'nationalen Aufgabe' mitzuwirken, und obwohl er vor den Verbrechen der Nationalsozialisten 1933/34 die Augen verschloss, wollten Hitler und Luftfahrtminister Hermann Göring nichts mit Junkers zu tun haben, der als eigenständiger Querkopf und Pazifist galt. Unter obskuren Vorwürfen des 'Hochverrats' enteigneten sie ihn. Während er für seine Rehabilitierung kämpfte, starb der verbitterte Hugo Junkers am 3. Februar 1935 - seinem 76. Geburtstag.

Armin Fuhrer lebt und arbeitet als freier Journalist, Historiker und Buchautor in Berlin. Fuhrer, der von 1993 bis 2015 bei überregionalen Medien (WELT, ­FOCUS) arbeitete, hat zahlreiche Bücher zu politischen, gesellschaftlichen und zeithistorischen Themen verfasst, darunter unter anderem Biografien über Emil Ludwig und Hugo Junkers sowie 'Görings NSA', den größten ­Geheimdienst im Dritten Reich.

Mehr Informationen
Autor Fuhrer, Armin
Verlag Lau-Verlag & Handel KG
ISBN 9783957682475
ISBN/EAN 9783957682475
Lieferzeit 5 Werktage (inkl. Versand)
Erfassungsdatum 17.11.2022
Lieferbarkeitsdatum 15.11.2023
Einband Gebunden
Format 5 x 23.4 x 16.3
Seitenzahl 704 S.
Gewicht 1133