Kantelhardt, Sven R

Der Bote des Königs

Historischer Roman, Britannien-Saga I
521 S. Seiten,Kartoniert
9783862828364
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"Haltet durch, sie kommen immer näher", feuerte Ceretic seine Gefährten an. Er warf in regelmäßigen Abständen Blicke nach achtern und konnte bereits erkennen, wie die See unter den feindlichen Rudern schäumte. Zu ihrer Linken lag das graue Watt bereits hoch und trocken über der See. "Verdammt", knurrte Ceretic, weil sich keine rettende Durchfahrt hinter der Insel zeigte. Er musste noch eine ganze Weile den Kurs halten, bevor er endlich in einen Sund an Backbord einbiegen konnte. Hoffentlich kamen sie überhaupt noch hinter der Insel vorbei. Du Esel, schalt er sich in Gedanken selbst. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Ebbstrom sie so lange aufhalten würde. Nun stand das Wasser deutlich tiefer als zu Beginn der Verfolgungsjagd - vielleicht war es nun sogar für seine Curach zu flach. Wie hatte er sich nur mit den Friesen auf eine Wettfahrt in ihrem eigenen Wattenmeer einlassen können?? Er griff mit der Linken nach dem kleinen Bronzekreuz, welches er um den Hals trug, und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Doch der Himmel blieb stumm und der Sund vor ihm verschmälerte sich zu einem breiten Priel. "Die Friesen werden langsamer", keuchte Tavish von vorne. "Ja, sie wissen, dass wir in der Falle sitzen", entgegnete Ceretic verbittert. Im Gegensatz zu Malo und Tavish, die auf den Ruderbänken nach achtern blickten, schaute er geradeaus und dort zeigte sich nur noch trockenes Watt. "Gleich setzen wir auf und dann müssen diese friesischen Hunde nur noch warten, bis sie auf dem Trocknen zu uns herüber spazieren können." Erschrocken starrten ihn seine Gefährten an. "Gott stehe uns bei", rief Tavish erbleichend. "Und errette uns aus der Hand dieser Heiden?!", vervollständigte Malo das Gebet. Da lief ein leichter Ruck durch das Boot. Sie saßen auf dem Schlick. "Der Herr sei uns gnädig", murmelte Malo und bekreuzigte sich hektisch. Ceretic stieg aus und richtete sich auf. Vor ihnen erhob sich auf fünfhundert Schritte trockenes Watt, dahinter glänzte die rettende See in der Sonne. Unerreichbar. Wobei, schoss es Ceretic durch den Kopf, unerreichbar für die meisten Boote, aber was war schon unerreichbar für eine Curach?? "Schnell, raus aus dem Boot. Wir tragen es über die trockene Stelle?!", rief er mit neu erwachtem Mut. Auch die Augen seiner beiden Männer blitzten hoffnungsvoll auf. Sofort sprangen sie in den Schlick, in dem sie knöcheltief einsanken. Dann packten sie das Boot und zogen es noch etwa hundert Schritte durch das immer flacher werdende Wasser. "So, nun müssen wir sie tragen", befahl Ceretic. Er packte wieder allein das Heck, aber das geschah ihm ganz recht. Zum einen hatte er heute noch nicht gerudert, zum anderen war er es gewesen, der sich von den Friesen hatte in die Falle treiben lassen. Nun, das wollen wir erst einmal sehen, dachte er. Der Schweiß rann ihm in Strömen von der Stirn und er trat im Watt mit seinen blanken Füßen auf eine scharfkantige Muschel. Aber das alles nahm er kaum wahr. "Weiter, weiter?!", keuchte er. Ceretic traute sich nicht, sich nach den Friesen umzuschauen. Inzwischen hatten die drei Britannier die höchste Stelle des Wattes überquert. "Wir schaffen es", schrie Ceretic außer Atem. Endlich spritzte um Malos Füße wieder Wasser auf. Wunderbar kühl umschloss es einen Augenblick später auch Ceretics Knöchel. Noch ein paar Schritte und sie konnten die Curach wieder zu Wasser lassen. Sie hatten es geschafft?! Nun wendete sich Ceretic den Verfolgern zu. Die Friesen hatten inzwischen erkannt, was vor ihnen geschah und die Verfolgung der sicher geglaubten Beute zu Fuß aufgenommen. Aber um ihr tiefer gehendes Schiff herum stand das Wasser noch immer mehr als knietief und sie kamen nur langsam voran. Ceretic nahm sich sogar die Zeit, den Feinden den blanken Hintern zu zeigen. Eine Geste, die er den wilden Pikten abgeschaut hatte. Eigentlich nicht seine Art, aber die gerade durchlittene Anstrengung und Anspannung versetzten ihn in eine Art Rauschzustand. Auch seine Gefährten lachten erleichtert,

Britannien, 5. Jahrhundert n. Chr.: Der Hochkönig Vortigern wird von den wilden Pikten bedrängt, es droht der Untergang Britanniens. Verzweifelt sendet er seinen Krieger Ceretic nach Nordgermanien, um Männer für den Kampf gegen den übermächtigen Feind zu werben. Bei den Sachsen trifft Ceretic auf den Söldnerfürsten Hengist, tapferster und berühmtester Krieger des gefürchteten Heidenvolkes. Mit drei Langschiffen landet schließlich ein über hundert Mann starkes Heer an der Südostküste Britanniens, gierig auf Kampf und Ruhm, Silber und Land. Teil 1 der zweiteiligen Britannien-Saga von Sven R. Kantelhardt. Der zweite Teil "Der Herr der Flammen" ist ebenfalls im acabus Verlag erhältlich.

Sven R. Kantelhardt (*1976 in Giessen) studierte Medizin und Ökotrophologie u.a. in Cádiz und Louisville und arbeitet in Mainz als Neurochirurg. Sein großes Interesse an Geschichte und fremden Kulturen führte ihn in mindestens 50 Länder. Im Jahr 2011 erschien sein erster historischer Roman "Die Chronik des Mönchs" im acabus Verlag. Seitdem hat er vier weitere Romane veröffentlicht, zuletzt erschien im Frühjahr 2022 "Das Spital zu Jerusalem".

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Autor Kantelhardt, Sven R
Verlag acabus
ISBN 9783862828364
ISBN/EAN 9783862828364
Lieferzeit 5 Werktage (inkl. Versand)
Erfassungsdatum 04.04.2022
Lieferbarkeitsdatum 01.12.2022
Einband Kartoniert
Format 3.7 x 21.7 x 13.8
Seitenzahl 521 S.
Gewicht 554