Schillings, Dirk

Der Chronist des Pilgers

Historischer Roman
616 S., 1 Karte Seiten,Kartoniert
9783862828425
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Burg Wilhelmstein, 18. Oktober 1496 Herzog Wilhelm von Jülich und Berg hatte sich aus seinem Stuhl erhoben und mit den Fäusten auf dem Tisch aufgestützt, damit er den vor dem Tisch am Fuß der Empore knienden Ritter besser sehen konnte. Sein Gesicht war gerötet und die blassblauen Augen unter den buschigen grauen Augenbrauen zu schmalen Linien zusammengekniffen. 'Du Vollidiot! Hirnverbranntes Rindviech!', brüllte er. Der Mann vor dem Tisch sackte noch weiter in sich zusammen. 'Wann lernst du endlich, dass das Ding zwischen deinen Beinen nicht zum Denken da ist?' Der Herzog erwartete glücklicherweise keine Antwort. 'Duelliert sich mit dem Bruder einer Bauerntochter! Wirst du eigentlich irgendwann mal erwachsen? Jahrelang habe ich dich wie einen Sohn behandelt. Bei den Friedensverhandlungen mit Geldern können wir uns keinen Fehler erlauben - und dann kommt so etwas! Ich muss mich doch wenigstens auf meine Leute verlassen können.' Das Gesicht des Herzogs nahm einen leicht bläulichen Farbton an. Am anderen Ende des Saals verschwanden zwei Arbeiter, die einen Riss in der Wand ausbesserten, unauffällig durch eine Seitentür. 'Was ist, wenn König Maximilian davon erfährt? Wir haben so schon genug Probleme!' 'Wir haben uns nicht duelliert. Es war nur eine dumme Prügelei', murmelte der Mann vor der Empore mit Blick zum Boden. Er verzichtete darauf, dem Herzog zu erklären, dass es sich nicht um eine Bauerntochter, sondern um die Tochter eines kleinen Landadeligen gehandelt hatte - eines geldrischen Landadeligen allerdings. 'Das ist doch völlig egal!', brüllte Wilhelm. 'Du hast den Kerl zum Krüppel geschlagen!' Wilhelm atmete tief durch. 'Es geht überhaupt nicht darum, wie es wirklich war, sondern was weitererzählt wird', setzte er etwas ruhiger hinzu. '. und was der König glauben wird!', ergänzte seine Frau leise. Sybilla von Brandenburg legte ihrem Mann ihre schmale Hand auf die Schulter. 'Großer Gott, ich sollte mich nicht so aufregen', sagte Wilhelm und sank zurück auf seinen Stuhl. Er griff nach seinem Bierkrug und nahm einen tiefen Schluck. 'Es tut mir leid!', sagte der Ritter. Er sah weiterhin zu Boden. 'Verdammt Arnold, komm gefälligst hier hoch, damit ich besser sehen kann, wie leid es dir tut. Und sag' bloß das Richtige, sonst kannst du meinen frisch ausgebesserten Kerker in der Torburg gleich mal ein paar Jahre lang ausprobieren.' Arnold wusste, dass Wilhelm erst richtig gefährlich wurde, wenn er begann, leise zu reden und stieg die drei Stufen zur herrschaftlichen Tafel empor. Er verkniff sich allerdings jede verräterische Mundbewegung, denn er hatte keine Lust, auch nur eine einzige Nacht bei den Ratten im Kerker zu verbringen. 'Sieh mir in die Augen, wenn ich mit dir rede!' 'Ja, Herr', sagt Arnold kleinlaut. Er war stolz darauf, genau den richtigen Tonfall getroffen zu haben. 'Der ewige Landfriede ist gerade mal ein Jahr alt und Maximilian muss beweisen, dass er es damit wirklich ernst meint. Er könnte auf die Idee kommen, an dir ein Exempel zu statuieren. Und wenn du mir bei den Friedensverhandlungen helfen sollst, dann musst du über jeden Zweifel erhaben sein', erklärte Wilhelm nun schon etwas ruhiger. 'Du musst für eine Weile aus der Schusslinie verschwinden. Ich werde dafür sorgen, dass die Familie eine entsprechende Entschädigung erhält und alle den Mund halten. Vielleicht machst du eine nette kleine Reise an einen befreundeten Fürstenhof?' 'Oder eine Pilgerreise!', warf seine Frau leise ein. 'Dann kann er ein wenig Demut lernen. Obwohl ich da keine große Hoffnung für dich habe.' Sie lächelte Arnold kurz an, wurde aber gleich wieder ernst. Arnold gab sich größte Mühe, nicht verräterisch zu grinsen. 'Eine Pilgerreise?', murmelte er. 'Da bin ich doch Ewigkeiten unterwegs!' 'Genau was meinst du, Wilhelm, ein gutes Jahr dauert es doch nach Jerusalem und zurück, oder?', fragte Sybilla ihren Mann mit Unschuldsmiene. 'Und durch die Pilgerreise zu den heiligsten Stätten der Christenheit erhältst d

Köln, 1496: Der Ritter Arnold von Harff muss überstürzt eine Pilgerreise antreten, um der Verurteilung für ein illegales Duell zu entgehen. In letzter Minute findet er Begleitung im entlaufenen Novizen Christian, wie Arnold auf der Flucht vor seiner Vergangenheit. Ihre abenteuerliche gemeinsame Reise führt sie zu den bedeutendsten Pilgerzielen der Christenheit und den unschuldigen Christian in verlockende Versuchung. Doch Arnolds Kontrahent Jan van Issum überlebt die schwere Verletzung und verfolgt Arnold und seine Familie mit unversöhnlichem Hass. Auf Grundlage des authentischen Reiseberichts des "rheinischen Marco Polos" Arnold von Harff, Ritter des Herzogs von Jülich, führt dieser unterhaltsame historische Roman seine sympathischen Helden an realen historischen Orten in spannende Abenteuer, in denen sie mehr als einmal über sich hinauswachsen.

Dirk Schillings, geb. 1966 bei Aachen, veröffentlichte bereits diverse Fach- und Schulbücher sowie den Fantasyroman "Die Smaragdgrotte" (2015) unter dem Pseudonym Paul Marianus. Er schreibt gemeinsam mit seiner Frau Ruth Marion, die ihm bei der Recherche und Ideenfindung unterstützt. Dirk Schillings ist Lehrer und lebt mit Frau und zwei Hunden in Erkelenz bei Mönchengladbach.

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Autor Schillings, Dirk
Verlag acabus
ISBN 9783862828425
ISBN/EAN 9783862828425
Lieferzeit 5 Werktage (inkl. Versand)
Erfassungsdatum 04.04.2022
Lieferbarkeitsdatum 29.12.2022
Einband Kartoniert
Format 3.3 x 21.6 x 13.5
Seitenzahl 616 S., 1 Karte
Gewicht 743