Ladwig-Winters, Simone

Ernst Fraenkel

Ein politisches Leben
447 S., 24 s/w Fotos Seiten,Paperback
9783593384801
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Einleitung "Ach, und in demselben Flusse Schwimmst du nicht zum Zweitenmal. Du nun selbst! Was felsenfeste Sich vor dir hervorgetan, Mauern siehst du, siehst Paläste Stets mit andern Augen an." aus: Dauer im Wechsel, Johann Wolfgang von Goethe "Ich stelle nicht in Abrede, [.] meine Ansichten und Überzeugungen mehr als einmal geändert zu haben [.]. Das Leben hat mich mehr als einmal in eine harte Lehre genommen [.]. Den Ruhm, bereits als junger Mann eine politisch geschlossene Weltanschauung besessen zu haben, an der ich in späteren Phasen meines Lebens nichts mehr zu ändern brauchte, überlasse ich neidlos anderen." Mit diesen Worten blickte Ernst Fraenkel (26. Dezember 1898-28. März 1975), einer der bedeutendsten Politikwissenschaftler der Bundesrepublik, zwei Jahre vor seinem Tod auf sein Leben zurück. Fraenkel war nicht nur ein Theoretiker der modernen Demokratie, sondern auch eine zentrale Figur bei der Etablierung der Politikwissenschaft nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der Bundesrepublik und in West-Berlin. Heftige Brüche kennzeichneten sein Leben: vom Sozialisten zum pluralistischen Demokraten, vom Deutschen zum Juden, aber auch vom Deutschen zum Amerikaner und wieder zurück, vom aktiven Widerständler zum nüchternen Analytiker politischer Systeme, vom Juristen zum Politologen. Teilweise erzwangen die äußeren Lebensumstände einen solchen Wandel, teilweise führten eigene Entscheidungen dazu. Die Begeisterung für die sozialistische Idee als junger Erwachsener war eine selbstgewählte Orientierung; die Flucht aus Deutschland 1938 nicht. Die vorliegende Biographie will zeigen, wie sich Ernst Fraenkel neuen Anforderungen stellte, welche innere Haltung er gewann, wie er Erfahrungen verortete und dies auf seine Überzeugungen und seine Arbeit einwirkte. Fraenkels breitgefächertes Werk, das nun in einer Gesamtedition vorliegt, kann in wirkungs-, lebens-, wissenschafts- und sozialgeschichtlichen Zusammenhängen gesehen werden. Fraenkels Biographie erleichtert den Zugang zu seinen Arbeiten, ist aber nicht als Werkbiographie angelegt. Vielmehr soll gezeigt werden, wie sein Leben mit der allgemeinen politischen Entwicklung im 20. Jahrhundert verflochten war und inwiefern er die Impulse, die er empfing, aufgreifen und für sich adaptieren konnte und musste. Bei der Untersuchung eines individuellen Lebensweges stellt sich immer wieder die Frage, auf welche Weise ein Mensch den äußeren Zwängen und Anforderungen nach Anpassung begegnet, ob und wann er sein Leben in neue Bahnen lenkt. Für Ernst Fraenkel wird die Reifung seiner Persönlichkeit nachgezeichnet, dabei werden die Antriebskräfte, die ihn bewegten, und die Überzeugungswelten, die auf ihn einwirkten, dargestellt und in den Rahmen der sonstigen politischen Sozialisation gestellt. Es wird nachvollziehbar, welche Motivation ihn leitete, um für sich eine Klärung weltanschaulicher Zusammenhänge zu suchen. Fraenkel überprüfte immer wieder, inwieweit der Marx'sche Grundsatz der Determinierung des Bewusstseins durch das Sein auch für sein eigenes Leben zutraf. Für seine Haltung mögen Erziehung und Sozialisation eine Stütze geboten haben. Er bewies eine ausgesprochene Stärke, ja Resilienz angesichts von Verlust, Verrat und Enttäuschung, wobei eine besondere Ernsthaftigkeit, hohe Intelligenz und ein ausgeprägter Hang zur Rationalität sein Wirken und Handeln leiteten. Das unmittelbare Erleben war für Fraenkel wichtig und spiegelt sich in seiner politischen Arbeit und in seinen Schriften wider, in denen er allgemeingesellschaftliche Erscheinungen theoretisch durchdrang und erklärte. Ständig reflektierte er seine Situation und sein Handeln in Artikeln, Aufsätzen und Briefen. Auch in Phasen der Bedrängnis, zum Beispiel als ihn die Nationalsozialisten als "jüdischen Anwalt" diskriminierten, ließ er sich nicht auf die Objektrolle reduzieren, sondern versuchte als Subjekt weiterhin, sein Leben zu gestalten. Er reizte seine Möglichkeiten als Anwalt der Verfolgten b

Als Sozialdemokrat und Jude musste der Rechtsanwalt Ernst Fraenkel 1939 in die USA emigrieren. Das Manuskript seines Werks "Der Doppelstaat " - eine schonungslose Analyse des Nationalsozialismus und seines Rechtssystems - reiste als Schmuggelware voraus. Im Exil, wo er mittellos dastand, wandte er sich stärker der Politikwissenschaft zu und wurde zu einem Verfechter der westlichen Demokratien. Nach dem Krieg ging er im US-amerikanischen Auftrag als Rechtsberater nach Korea, bevor er 1951 nach Deutschland zurückkehrte. Seine Studien zum amerikanischen Regierungssystem waren bahnbrechend. Er baute das Otto-Suhr-Institut an der FU Berlin auf und gründete 1963 das John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien. Er starb 1975. Ernst Fraenkel, so zeigt diese Biografie, war ein Mensch mit Charisma, der jede Form von Dogmatismus ablehnte.

Inhalt Einleitung 1 Vom Schulkind zum Revolutionär 1898-1919 2 Aufbruch ins politische Leben - die Weimarer Zeit 1919-1932 3 Fraenkel im nationalsozialistischen Deutschland 1933-1938 4 Emigrant oder Immigrant? USA 1938-1945 5 Als Amerikaner nach Korea 1946-1950 6 Ernst Fraenkel in der Bundesrepublik 1951-1961 7 Bewegte sechziger Jahre und das Ende eines überzeugten Demokraten 1961-1975 Anmerkungen Abkürzungsverzeichnis Kurzbiographien Ernst Fraenkel - Chronologie Literatur Personenregister

Simone Ladwig-Winters ist promovierte Politologin. Sie lebt als freie Autorin und Wissenschaftlerin in Berlin. Von ihr erschien zuletzt die zweite Auflage des Buches 'Anwalt ohne Recht. Das Schicksal jüdischer Rechtsanwälte in Berlin nach 1933' (2007).

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Autor Ladwig-Winters, Simone
Verlag Campus Verlag
ISBN 9783593384801
ISBN/EAN 9783593384801
Lieferzeit 5 Werktage (inkl. Versand)
Erfassungsdatum 24.05.2007
Einband Paperback
Format 2.9 x 21.3 x 14
Seitenzahl 447 S., 24 s/w Fotos
Gewicht 614