Nightingale, Cor

Goldglanz und Krähenschwarz

Die Crawford-Chroniken 3, Die Crawford-Chroniken 2/2024
408 S. Seiten,Kartoniert
9783039770441
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Dempsey warf einen letzten Blick zurück auf den Salzsee und Burg BrückÜberSalz, die wie schlafend über dem Wasser schwebte. Im Glanz der aufgehenden Sonne, der die Oberfläche des Salzsees in einen goldweißen Spiegel verwandelte, wirkte alles so friedlich und unschuldig. Der Schein trog: Was hinter den Toren der Burg lauerte war das genaue Gegenteil von Frieden und Unschuld. Er schauderte, entsandte einen stummen Gruß an seine Schwestern, die diesem Unheil nicht entronnen waren, und schloss dann im Eilschritt zu seinen neuen Kameraden auf. Garhelt, eine Späherin aus dem Gefolge der Crawfords, bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick. Na, hast du dem Trupp der Thys heimlich Zeichen gegeben? Ich hätte sie schon heute Nacht erwartet, sagte Dempsey mit einem Lachen, aber sie verspäten sich wohl. Wie auf ein unhörbares Kommando blieben Garhelt und die anderen Späher stehen. Mit wenigen Schritten kreisten sie Dempsey ein, dabei schauten sie so feindselig drein, dass ihm das Lachen im Halse steckenblieb. Na warte, Freundchen. Schon ballten sich Hände zu Fäusten. Hilfesuchend schaute Dempsey zum Tross, aber die hohen Herrschaften waren bereits außer Sichtweite. Das wars. Aber die Regel lautet doch, dass ihr mir kein Leid antun dürft! Ja, das haben die Krähen gesagt, murmelte Kinney, ein Schrank von einem Mann. Er ließ die Fingerknöchel knacken. Aber das gilt nicht für Kerle, die es verdient haben. Ich denk, ich nehm dich auf der Stelle auseinander. Die Soldaten kamen langsam näher. Bitte, Freunde, das war doch nur ein dummer Scherz. Knochenbrecherblicke und Prügelmienen nahmen ihn ins Visier und er wusste, es gab kein Entrinnen mehr. Trotzig reckte Dempsey das Kinn vor. Er würde nicht winseln. Na gut, dann schlagt eben einen Unschuldigen. Ich halte das aus. Zuerst geschah nichts, dann, einer nach dem anderen, brachen die Späher in Gelächter aus. Wollen wir den Welpen bei uns aufnehmen?, fragte Garhelt in die Runde. Aye! Unser Welpe! Statt ihn zu verdreschen, klopften die Späher ihm auf den Rücken und kniffen in seine Wangen, nannten ihn sü.e Babybacke und Jaulwurf. Dempseys Anspannung löste sich mit einem Lachen, doch seine Knie waren weich wie Butter und der Schweiß stand ihm auf der Haut. Ehe er sich versah, kreiste ein Beutel mit Kaukraut und wer wollte, bekam auch ein wenig Khat dazu. So gestärkt ging es weiter die Landstraße entlang, immer nach Norden. In den nächsten zwei Tagen der Reise lernte Dempsey, dass solche rauen Scherze bei den Krähen schlichtweg dazugehörten, unter den Soldaten und Adligen gleichermaßen. Obwohl es ständig regnete und die Nässe bald allen in die Kleider kroch, herrschte in der Truppe eine gute Stimmung. Nun also war er Gefolgsmann von Wicked Cass, den er sich im Übrigen gänzlich anders vorgestellt hatte: größer, über und über mit Gold behangen, laut und ungehobelt, aber nicht in schlichtes Schwarz gekleidet, gesammelt und mit schaurigen Augen. Außerdem hatte er niemals davon gehört, dass er braune Haut hatte. Was die Leute sonst noch redeten, schien aber zu stimmen: Wicked Cass sagten auch seine neuen Kameraden und er konnte es mit eigenen Augen sehen: Die Crawfords gingen mit jeder Frau und jedem Mann respektvoll um, egal ob Commoner oder Adliger, und sie dankten ihren Dienern für deren ganz gewöhnliche tägliche Arbeit. Das käme einem Thy niemals in den Sinn. Earl Cassander ließ es sich nicht nehmen, regelmäßig vom Pferd zu steigen, um Seite an Seite mit seinen Untergebenen zu wandern und sich mit ihnen zu unterhalten. Zuerst waren die Leute furchtbar eingeschüchtert, aber es dauerte nicht lange, bis sie frei heraus plauderten und munter mit ihm lachten. Auch jetzt war der Earl zu Fuß unterwegs. Er verabschiedete Späherin Garhelt, mit der er sich unterhalten hatte, blieb stehen und wartete, bis Dempsey zu ihm aufgeschlossen hatte. Ein freundliches Lächeln lag um seine Lippen, aber seine Augen funkelten listig. Ich weiß gerne, mit wem ich mich umgebe. Erzähl mir von dir, Dempsey. Viel gibt es da nicht zu erzählen. Mein Vater war Soldat. Er fiel im Krieg. Meine Mutter ist Amme bei den hohen Herrschaften. Meine drei Schwestern dienen alle auf der Burg. Du hast sie zurückgelassen. Ich wollte sie Es ging nicht. Ich bin Hals über Kopf getürmt. Werden sie nun deinetwegen bestraft? Ich weiß nicht. Vielleicht. Ich denke lieber nicht darüber nach. Earl Cassander hüllte sich in Schweigen und sah dabei furchtbar wütend aus. Wie lange hast du gebraucht, um das Bogenschützenhandwerk zu meistern?, fragte er irgendwann. Ich habe das Handwerk von klein auf von meinem Vater gelernt. Wir geben das Wissen seit Generationen in der Familie weiter. Es braucht viele Jahre, um es zu lernen. Ich bin erst wirklich gut geworden, als ich schon fast erwachsen war. Wie hast du letzte Nacht geschlafen? Dempsey wunderte sich über den abrupten Themenwechsel. Earl Cassanders Blick lastete schwer auf ihm und er wusste, dass er jetzt nichts Falsches sagen durfte. Eher schlecht als recht, antwortete er leise. Meine neuen Diener erzählten mir, dass sie so gut geschlafen haben wie lange nicht. Ich hatte Angst. Die Thys lassen Fahnenflüchtige jagen. Menschenjagd. Wieder schwieg sein neuer Herr. Bitte glaubt mir. Bitte vertrau mir, raunte Wicked Cass und grinste wie ein Wolf. Was meint Ihr? Ich vertraue Euch doch. Und warum kannst du dann nachts nicht schlafen? Ich sage die Wahrheit, auch wenn ich es Euch nicht beweisen kann. Stimmt, das kannst du nicht. Darum erzählst du mir jetzt alles, wirklich alles, was du über die Möwen weißt. Ich will wissen, wer von den Thys Probleme beim Scheißen hat, wer ein Säufer ist, wer wen betrügt und vor allem will ich wissen, wer den meisten Dreck unter den Fingernägeln hat. Er macht mich zum Verräter und Verräter können nicht zurück. Meine Loyalität gilt nun Euch, darum erzähle ich Euch alles, was ich weiß. Dempsey redete sich von der Seele, was er aufgeschnappt hatte, erzählte von Fehltritten, körperlichen Gebrechen und Intrigen innerhalb der Familie Thy. Sein neuer Earl lauschte ihm aufmerksam und stellte gelegentlich Nachfragen. Besonders hellhörig wurde er, als Dempsey erwähnte, dass Adal Erren schon vor vielen Jahren bei seinem Vater Earl Gerwald in Ungnade gefallen war und seitdem um Anerkennung rang. Viel ausgiebiger noch als über Familienangelegenheiten konnte Dempsey die Zustände im Heer wiedergeben, berichtete mit immer wieder stockender Stimme, mit welcher Strenge die Hauptmänner der Thys ihre Soldaten bestraften, wie er selbst bestraft worden war, und wie wütend und bissig das die Männer werden ließ. Von seinen Schwestern wusste er, dass es beim Gesinde nicht viel besser zuging. Jeder gegen jeden. Ständig gehen die Männer aufeinander los. Ich prügelte mich mit meinen Kameraden, wenn ich beim Kartenspielen verlor, oder weil mich einer falsch angeschaut hatte. Einmal prügelte ich einen Boten aus der Burg, weil er gegenüber dem Earl die Form nicht gewahrt hatte. Ada Vilburga machte mich gar zu ihrem Prügelknaben. In feiner Kleidung mache ich was her, das gefiel ihr. Und wie gefiel es dir? Zuerst mochte ich es. Als ich meine Schwester verprügeln musste, das werde ich mir nie verzeihen. Von dem Tag an habe ich es gehasst. Earl Cassander blieb stehen und musterte ihn aus seinen stechend grünen Augen, während Mitreisende rechts und links an ihnen vorbeizogen. Als er schon dachte, dass sein neuer Herr ihn auf der Stelle fortschicken würde, wurde sein Gesichtsausdruck milde und er drückte seine Schulter. Es ist nicht leicht, sich gegen die Mächtigen aufzulehnen, vor allem, wenn man Wert auf heile Knochen legt. Am Ende hast du die richtigen Entscheidungen getroffen. Dafür hast du meinen Respekt. Vor lauter Stolz über dieses Kompliment wurde Dempsey glatt ein Stück größer. Danke auch dafür, dass Ihr Ada Vilburga die Stirn geboten habt. Wie Ihr ihr Kleid mit Wein und Sauce versaut habt, das war un...

Windy Fields Elend hat mich gemacht,. kein Heim aus Gold so heldenhaft. Wer zu den Krähen gehört und sich an die Regeln hält, steht unter ihrem Schutz. Bedingungslos. Burg Sonnstein, Stammsitz der glanzvollen Wittekints, wird zum Spielort eines mörderischen Familienzwists, aus dem es für die Crawfords kein Entrinnen gibt. Vor ihren Augen zerbricht der schöne Schein aus goldenem Protz und Höflichkeit und die Intrigen sprudeln nur so hervor. Die Krähen halten an ihren Prinzipien fest und stellen sich auf die Seite der Schwächeren. Als hätten sie nicht schon genug Sorgen, geht es plötzlich um Leben und Tod. Die Crawfords lassen sich davon nicht einschüchtern und während die Adligen Twiflotens allmählich begreifen, dass sie die ehemaligen Vogelfreien gründlich unterschätzt haben, verkündet Cassander den Beginn einer neuen Ära. In einer mittelalterlichen Welt voller Konflikte kämpfen die Crawfords für das Volk und gegen ihre dunkle Vergangenheit. Finden sie die Kraft, ihren Weg zu Freiheit und Gerechtigkeit zu gehen, gegen alle äußeren und inneren Widerstände?

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Autor Nightingale, Cor
Verlag 8280-edition.ch
ISBN 9783039770441
ISBN/EAN 9783039770441
Lieferzeit Vorbestellbar
Erfassungsdatum 31.07.2024
Lieferbarkeitsdatum 17.08.2024
Einband Kartoniert
Seitenzahl 408 S.