Asphalt Tribe
Der Mann machte ein böses Gesicht. Der Regen schlug durch das offene Fenster zu ihm in den Wagen hinein. "Worauf wartest du noch?", fragte er. "Geld? Vergiss es. Geld bekommst du von mir nicht. Ich geb dir was zu essen, und du kannst dich bei mir waschen. Aber ich weiß eh, was du tust, wenn ich dir Geld gebe. Du gibst es ja doch nur für Drogen aus." "Kann sein." Seine Augen wurden ganz klein. "Du bleibst lieber hier draußen? Frierend und hungrig und schmutzig? Na schön. Hier laufen Dutzende von Kids wie du herum. Wenn du nicht mit mir kommen willst, suche ich mir eine andere. Was soll's? Ihr seid doch alle gleich." "Kann sein." "Kann sein. kann sein.", wiederholte er. "Kann sein, dass du heute Nacht hier draußen verhungerst oder erfrierst. Kann sein, dass man morgen früh deine Leiche findet. Wer macht sich was aus einem obdachlosen Kind? Du bist ein Niemand. Kein Mensch wird sich an dich erinnern. Dich gibt es praktisch gar nicht." Das Autofenster ging zu. Der Mann stellte die Scheibenwischer an und fuhr davon, die dunkle nasse Straße hinunter. Ich stand im Regen, der mir auf Kopf und Schultern prasselte. Von mir aus sollte der Mann ein anderes hungriges Straßenkind finden, das aus dem Regen ins Trockene wollte. Aber mich würde er nicht kriegen.
Sie sind zu acht und sie nennen sich Asphalt Tribe, ein Stamm, der auf den Straßen New Yorks lebt. Rainbow, die an der Nadel hängt, und der Anarchist Maggot, 2Moro und Jewel, die sich auf dem Strich den Rausch der Clubnächte verdienen, OG und sein Hund Pest, Tears und Maybe, die Berichterstatterin. Maybe erzählt von Kälte und Hunger, von Sozialarbeitern und Zuhältern, von durchtanzten Nächten und durchschlafenen Tagen. Doch der Preis der Freiheit ist hoch und fordert tödlichen Tribut. Die fünfzehnjährige Maybe flieht auf die Straße, da sie keinen anderen Weg sieht, den Misshandlungen durch ihre Mutter zu entkommen. In New York findet sie im Asphalt Tribe, einer Gruppe junger Obdachloser, eine Art Ersatzfamilie, deren Mitglieder sich umeinander kümmern. Doch zugleich mit der so gewonnenen Freiheit erlebt Maybe schnell die Härten des Straßenkinderlebens: Chronischer Alkohol- und Drogenmissbrauch führt zu Suchtkrankheiten und Beschaffungskriminalität. Maybes Freundin Rainbow ist nicht die Einzige, die sich mit Prostitution über Wasser hält. Dazu kommen die Angst vor dem Winter, der ständige, nagende Hunger, der Schmutz und die Ausgrenzung durch die Mehrheitsgesellschaft. Maybe wird zunehmend bewusst, dass ihre Chancen auf eine Zukunft auf diese Weise immer weiter sinken. Nachdem sie es geschafft hat, einer Freundin die Rückkehr zu ihren Großeltern zu ermöglichen, ist ihr klar, dass sie auch für sich eine Alternative finden muss, wenn sie überleben will.
Morton Rhue, der eigentlich Todd Strasser heißt, wurde am 5. Mai 1950 auf Long Island, New York, geboren und wuchs auch dort auf. Als junger Mann reiste er durch die USA und Europa und verdiente sich sein Geld z. B. als Schiffssteward und Straßenmusiker. Nach dem Studium arbeitete er einige Jahre als Zeitungsreporter und Werbetexter. Schließlich entschloss sich Morton Rhue dazu, das Schreiben von Büchern zu seinem Hauptberuf zu machen. Seitdem hat er eine große Anzahl von Romanen und Kurzgeschichten verfasst - in Amerika gehört er zu den bekanntesten Kinder- und Jugendbuchautoren. Sein in Deutschland berühmtestes Buch ist "Die Welle", das seit Jahrzehnten zur Schullektüre gehört und das vielfach ausgezeichnet wurde. Morton Rhue lebt nach wie vor in New York. Seine Hobbys sind Angeln, Skifahren und Surfen. Über seine Bücher sagt er: "Gute Jugendliteratur soll dem Leser helfen richtige Entscheidungen zu treffen."
Autor | Rhue, Morton |
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Verlag | Ravensburger Verlag GmbH |
ISBN | 9783473582129 |
ISBN/EAN | 9783473582129 |
Lieferzeit | 5 Werktage (inkl. Versand) |
Erfassungsdatum | 09.12.2004 |
Einband | Kartoniert |
Format | 1.8 x 18 x 12.4 |
Seitenzahl | 221 S. |
Gewicht | 209 |