Sparks, Nicholas

Das Wunder eines Augenblicks

Roman
399 S., 22 s/w Illustr. Seiten,Kartoniert
9783453811119
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Prolog Februar 2005 Gibt es Liebe auf den ersten Blick? Diese Frage ließ ihn nicht los. Es war sicher das hundertste Mal, dass er darüber nachdachte. Er saß in seinem Wohnzimmer auf dem Sofa, die Wintersonne war schon lange untergegangen, und durchs Fenster sah man nur noch graue Nebelschleier. Ein kahler Zweig klopfte sacht gegen die Scheibe, sonst war alles still. Aber er war nicht allein. Leise stand er auf und ging den Flur hinunter, um einen Blick auf sie zu werfen. Er überlegte kurz, ob er sich zu ihr legen sollte. Es wäre ein guter Vorwand, um kurz die Augen schließen zu können. Wie gern würde er sich ein bisschen ausruhen - aber andererseits wollte er nicht das Risiko eingehen, schon so früh einzunicken. Sie rührte sich im Schlaf, als würde sie seinen Blick spüren. Wehmütig wanderten seine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Er dachte daran, welch verschlungene Wege sie zusammengeführt hatten. Was für ein Mensch war er damals gewesen? Und wer war er jetzt? Oberflächlich betrachtet schienen diese Fragen leicht zu beantworten. Er hieß Jeremy, war zweiundvierzig Jahre alt, Sohn eines irischen Vaters und einer italienischen Mutter. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mit dem Schreiben von Zeitschriftenartikeln. Das erwiderte er immer, wenn ihn jemand fragte. Die Angaben waren korrekt, aber manchmal fragte er sich, ob er nicht noch etwas hinzufügen müsste - zum Beispiel, dass er vor fünf Jahren nach North Carolina gefahren war, um einem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Dass er sich dort verliebt hatte, und zwar nicht nur einmal, sondern gleich zweimal - innerhalb eines Jahres. Und dass dieses Glück mit tiefer Trauer verbunden war und er sich immer noch fragte, welche Erinnerungen ihm bleiben würden. Auf Zehenspitzen ging er zurück ins Wohnzimmer. Nein, er klammerte sich nicht an die Erinnerungen an damals, aber er wich ihnen auch nicht aus. Er konnte das Kapitel so wenig aus seinem Leben löschen, wie er sein Geburtsdatum ändern konnte. Es gab Tage, an denen er sich wünschte, er könnte die Uhr zurückdrehen und alles Traurige tilgen, doch er spürte gleichzeitig, dass er damit auch das Positive ausradieren würde. Und das wollte er auf keinen Fall. In den dunkelsten Stunden dachte er oft an jene Nacht mit Lexie auf dem Friedhof, als sie die geisterhaften Lichter sahen, derentwegen er von New York hierher gekommen war. Da war ihm plötzlich bewusst geworden, wie viel Lexie ihm bedeutete. Sie saßen zwischen den Gräbern und warteten in der nächtlichen Finsternis auf die Lichter, und Lexie erzählte ihm ihre Lebensgeschichte. Dass sie schon als kleines Kind Waise geworden war, hatte Jeremy bereits gewusst, nicht aber, dass sie ein paar Jahre nach dem Tod ihrer Eltern schreckliche Albträume bekommen hatte, Angstvisionen, die immer wieder kamen und in denen sie den Tod ihrer Eltern vor sich sah. Ihre Großmutter Doris wusste sich schließlich nicht mehr anders zu helfen und nahm sie mit auf den Friedhof, um ihr die geheimnisvollen Lichter zu zeigen. Für ein Kind waren sie wie ein Wunder, das der Himmel geschickt hatte, und Lexie war fest davon überzeugt, dass sie in ihnen die Geister ihrer Eltern erkannte. Und aus irgendeinem Grund hatte ihr diese Erfahrung geholfen, die Albträume zu überwinden. Jeremy war von dieser Geschichte sehr ergriffen gewesen; Lexies Schmerz und die unschuldige Kraft ihres Glaubens hatten ihn tief berührt. Und nachdem er in jener Nacht selbst die Lichter gesehen hatte, wollte er von ihr wissen, wofür sie diese mysteriösen Erscheinungen hielt. Sie hatte sich zu ihm gebeugt und geflüstert: 'Es waren meine Eltern. Wahrscheinlich wollten sie dich kennen lernen.' Am liebsten hätte er sie in die Arme geschlossen und an sich gedrückt. Denn genau in diesem Augenblick hatte er sich in sie verliebt - und nie mehr aufgehört, sie zu lieben. Der Februarwind draußen frischte wieder auf. In der undurchdringlichen Dunkelheit konnte man nichts sehen, und mit einem müden Seufzer legte sich Jeremy auf die

Nicholas Sparks, 1965 in Nebraska geboren, lebt in North Carolina. Mit seinen Romanen, die ausnahmslos die Bestsellerlisten eroberten und weltweit in über 50 Sprachen erscheinen, gilt Sparks als einer der meistgelesenen Autoren der Welt. Mehrere seiner Bestseller wurden erfolgreich verfilmt. Alle seine Bücher sind bei Heyne erschienen, zuletzt »Seit du bei mir bist«.

Mehr Informationen
Autor Sparks, Nicholas
Verlag Heyne, Wilhelm Verlag
ISBN 9783453811119
ISBN/EAN 9783453811119
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Erfassungsdatum 11.12.2006
Lieferbarkeitsdatum 06.08.2018
Einband Kartoniert
Format 3 x 18.7 x 11.9
Seitenzahl 399 S., 22 s/w Illustr.
Gewicht 337