Ansary, Tamim

Die unbekannte Mitte der Welt

Globalgeschichte aus islamischer Sicht
367 S. Seiten,Gebunden
9783593388373
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Wenn wir in der islamischen Geschichte zurückblicken, entdecken wir dort ebenfalls ein idealisiertes Weltreich, das die Vision eines universellen Staates verkörpert. Doch das ist nicht Rom, sondern das Kalifat aus den Ursprungsjahren des Islam. In beiden Geschichten bricht dieses frühe Weltreich irgendwann unter der Last seiner eigenen Größe zusammen. In der Phase des Niedergangs wird es von barbarischen Nomadenvölkern aus dem Norden erobert - nur dass in der islamischen Welt mit "Norden" die zentralasiatischen Steppen gemeint sind und die barbarischen Nomaden nicht die Germanen, sondern die Türken waren. Hier wie da zerschlagen die Eindringlinge den großen Staat in eine Ansammlung kleiner Königreiche, die jedoch eine einheitliche religiöse Orthodoxie gemeinsam haben: das katholische Christentum im Westen und den sunnitischen Islam im Osten. Eine Geschichte der Welt ist immer eine Erzählung, die uns erklärt, wie "wir" zum "Hier und Jetzt" gekommen sind. Die Form dieser Erzählung hängt also entscheidend davon ab, wen wir mit "wir" meinen und was wir unter "Hier und Jetzt" verstehen. Die westliche Version der Weltgeschichte geht üblicherweise davon aus, dass mit "Hier und Jetzt" eine demokratische und industrialisierte (oder postindustrielle) Gesellschaft gemeint ist. In den Vereinigten Staaten geht man zudem davon aus, dass die Geschichte zielstrebig auf die in ihrer Verfassung festgeschriebenen Ideale von Freiheit und Gleichheit hinausläuft, und diese wiederum den Aufstieg der Vereinigten Staaten zur Supermacht ermöglichen, die den Planeten in die Zukunft führt. Diese Annahme gibt der Geschichte eine bestimmte Richtung und projiziert deren Schlusspunkt an das Ende des Weges, auf dem wir uns gerade befinden. Das wiederum verführt zu der Annahme, dass alle Menschen in die gleiche Richtung unterwegs sind, wenn auch einige noch nicht so weit vorangekommen sind wie wir selbst, vielleicht weil sie sich später auf den Weg gemacht haben, oder weil sie langsamer vorwärtskommen - deshalb bezeichnet man deren Nationen auch als "Entwicklungsländer". Wenn wir das Ideal einer postindustriellen westlichen Demokratie als den Endpunkt der menschlichen Geschichte postulieren, dann sieht die Erzählung, die uns zum Hier und Jetzt gebracht hat, ungefähr so aus: 1. Geburt der Zivilisation (Ägypten und Mesopotamien) 2. Das klassische Zeitalter (Griechenland und Rom) 3. Das Mittelalter (der Aufstieg des Christentums) 4. Wiedergeburt: Renaissance und Reformation 5. Die Aufklärung (Forschung und Wissenschaft) 6. Die Revolutionen (demokratisch, industriell, technologisch) 7. Der Aufstieg der Nationalstaaten: Der Kampf ums Weltreich 8. Die beiden Weltkriege 9. Der Kalte Krieg 10. Der Triumph des demokratischen Kapitalismus Aber was passiert, wenn wir die Weltgeschichte aus islamischer Sicht betrachten? Sollten wir unsere Geschichte dann etwa als eine zurückgebliebene Version des Westens betrachten, die sich grundsätzlich in dieselbe Richtung bewegt, wenn auch weniger geradlinig? Wohl kaum. Zum einen würden wir beim Blick durch die islamische Brille einen ganz anderen Wendepunkt sehen, der die Geschichte in ein "Vorher" und ein "Nachher" einteilt: Das Jahr Null wäre für uns nun das Jahr der Flucht des Propheten Mohammed aus Mekka nach Medina, die Hidschra, die den Anfang der muslimischen Gemeinschaft markiert. Diese Gemeinschaft wäre unser Inbegriff von "Zivilisation", und der Versuch, dieses Ideal zu erreichen, gäbe unserer Geschichte Form und Richtung. Gleichzeitig hätten wir das Gefühl, dass in den letzten Jahrhunderten irgendetwas schiefgelaufen ist. Wir würden erkennen, dass diese Gemeinschaft irgendwann nicht mehr gewachsen ist, dass sie ihre Richtung verloren hat, dass sie von einer gegenläufigen Strömung erfasst und von einer konkurrierenden Erzählung gestört wurde. Als Erben der muslimischen Tradition müssten wir versuchen, die Geschichte nicht von einem Triumph, sondern von einer Niederlage her zu verstehen. Wir würden uns

InhaltsangabeInhalt Verzeichnis der Karten Ein Hinweis zu den Namen und Jahreszahlen Einleitung 1.Die Welt der Mitte 2.Die Hidschra 3.Die Geburt des Kalifats 4.Die Spaltung 5.Das Reich der Umayyaden 6.Das Zeitalter der Abbasiden 7.Gelehrte, Philosophen und Mystiker 8.Die Türken 9.Chaos 10.Wiedergeburt 11.Es war einmal in Europa 12.Der Westen kommt nach Osten 13.Die Reformbewegungen 14.Industrie, Verfassung und Nation 15.Der Aufstieg der laizistischen Modernisierer 16.Die Krise der Moderne 17.Gezeitenwechsel Nachwort Dank Anmerkungen Literatur Register

Inhalt Verzeichnis der Karten Ein Hinweis zu den Namen und Jahreszahlen Einleitung 1.Die Welt der Mitte 2.Die Hidschra 3.Die Geburt des Kalifats 4.Die Spaltung 5.Das Reich der Umayyaden 6.Das Zeitalter der Abbasiden 7.Gelehrte, Philosophen und Mystiker 8.Die Türken 9.Chaos 10.Wiedergeburt 11.Es war einmal in Europa 12.Der Westen kommt nach Osten 13.Die Reformbewegungen 14.Industrie, Verfassung und Nation 15.Der Aufstieg der laizistischen Modernisierer 16.Die Krise der Moderne 17.Gezeitenwechsel Nachwort Dank Anmerkungen Literatur Register

Tamim Ansary, geboren 1948 in Kabul, wuchs in Afghanistan auf, der Heimat seines Vaters. Seine Mutter war Amerikanerin mit finnischen Wurzeln. Der interkulturelle Blick war Ansary damit bereits in die Wiege gelegt. Sein Buch 'West of Kabul, East of New York' wurde zum Bestseller. Tamim Ansary hat zwei Töchter und lebt mit seiner Frau in San Francisco.

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Autor Ansary, Tamim
Verlag Campus Verlag
ISBN 9783593388373
ISBN/EAN 9783593388373
Lieferzeit 5 Werktage (inkl. Versand)
Erfassungsdatum 22.12.2009
Lieferbarkeitsdatum 08.04.2021
Einband Gebunden
Format 3 x 23.2 x 16.5
Seitenzahl 367 S.
Gewicht 685