Duntze, Klaus

Der Luisenstädtische Kanal

464 S., mit ca. 750 Abb. Seiten,Paperback
9783957231789
24,95 €
Inkl. 7% Steuern , exkl. Versandkosten
Lieferzeit: 5 Werktage (inkl. Versand)

Am Anfang stand ein Federstrich. Ein königlicher Federstrich, hineingeworfen in einen ordentlichen Plan, eine Laune, eine Idee, die Stadtgeschichte machen sollte, die Linie, die Friedrich Wilhelm IV., damals noch Kronprinz, dem geplanten Kanal durch das Köpenicker Feld gab. Geburtsstunde der Luisenstadt, der Stadterweiterung im Südosten von Berlin-Cölln in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Unüblich, unpraktisch - ein Kanal soll gerade gehen - aber genial; der Geist, der Städte baut, ist mehr als vernünftig. Dieser hingeworfene Federstrich - wir werden noch sehen, was er angerichtet hat in den zwei Jahrhunderten der Luisenstadt. Friedrich Wilhelm hatte einen genialen Partner, den Stadt- und Landschaftsplaner Lenné, dem er schließlich die Planung für die Luisenstadt übertragen hatte. Genial, wie Lenné das Gebiet des Köpenicker Feldes einbezog in seine Vorstellung von den Schmuck- und Grünzügen Berlins, einem Promenadengürtel mit viel Wasser um die preußische Hauptstadt auf dem Weg in die Bürgerlichkeit. Genial auch in der Ausführung dieses Konzeptes für das Köpenicker Feld, das eben nicht mit einem Federstrich zu verplanen war: Die Ackerbürger der Luisenstadt und die hugenottischen Ansiedler lebten noch lange von der landwirtschaftlichen und gärtnerischen Nutzung, von Weidewirtschaft auf der Allmende, den gemeinschaftlich genutzten Fluren, dachten allenfalls an eigene, komfortablere Häuser an den alten Ausfallachsen, der Dresdener und der Köpenicker Straße, aber nicht an Grundstücksverwertung und Immobilienwirtschaft; Grund und Boden hatten ihren Wert im Nutzungsertrag. An den Modalitäten und Zwischenschritten der Separation, der grundstücksmäßigen Aufteilung der Allmende auf ihre Nutzer, an der Einbeziehung vorhandener Straßen und Wege, bestehender Bauten und Verfügungsrechte in eine Planung aus absolutistischem Geist hatte sich eine Reihe von Planern verschlissen. Peter Josef Lenné gelang es endlich, königliche Stadtvision und bürgerliche Nutzungsinteressen zu vermitteln und 1842 den 'Bebauungsplan für das Köpenicker Feld' vorzulegen, von der Stadt beschließen und vom König billigen zu lassen - die Blaupause der Luisenstadt bis auf den heutigen Tag. Lenné hatte den städtebaulichen Entwurf verstanden, den Friedrich Wilhelm mit seinen Haken geschlagen hatte: der Kanal nicht nur als Verkehrs- sondern auch als Blickachse. Der König sah schon die Kirche am Engelbecken, die erst 1855-65 nach seinen Vorgaben als Michaelskirche gebaut wurde, sichtbar schon von jenseits des Landwehrgrabens, dessen Ausbau zum Kanal ebenfalls Lenné anvertraut war. Technische und ästhetische Funktion verschmelzen in einmaliger Weise Stadtbild und Stadtleben. Dabei werden die Gegebenheiten wie die Spree, die Zollmauer um Berlin, die weiterlaufenden Nutzungsansprüche der Grundeigner, die gewohnten Straßen und Wege einbezogen und mit dem orthogonalen Raster absolutistischer Stadtplanung vermittelt, die den Stadtgrundriss mit Markt-, Hafen- und Kirchplätzen gliedert. Nutzungsperspektiven öffnen sich in der Hoffnung auf Bebauung und Belebung, deren Realisierung 30, 50, 80 Jahre benötigt, um die Lennésche Blaupause auszufüllen, ihr das erstaunlichste Leben zu verleihen. Aber erst einmal muss der Kanal gegraben, müssen seine Ufer gestaltet werden. Notstandsarbeiten in Folge der Revolution von 1848 beschleunigen den Ausbau. Tragisch ist der Zusammenstoß von Arbeitern und Bürgerwehr um den Einsatz einer Dampfmaschine, er bringt Tote und Aufruhr in die Stadt. Erst 1852 ist der Kanal fertig; die Kähne bringen Baumaterial in die Luisenstadt, aus königlicher Initiative entsteht das Kranken- und Diakonissenmutterhaus >Bethanien<. Lenné gestaltet den Mariannenplatz, an den Ausfallstraßen entstehen die ersten Mietshäuser, an der Spree die ersten Textilfabriken, Färbereien, Bleichereien. Aber noch lange überwiegt die grüne Nutzung der Luisenstadt mit den großen Späthschen Baumschulen, den hugenottischen Gärtnereien und der Meierei des Stadtrats Nau

Die Geschichte des Luisenstädtischen Kanals: Klaus Duntze (1935-2016), Pfarrer und viele Jahren engagiert im Bürgerverein Luisenstadt e.V., hat sich der Mammutaufgabe angenommen, die einizigartige Entwicklung von der historischen Lebensader der ehemaligen Luisenstadt zum heutigen Grünzug zwischen den Bezirken Kreuzberg und Mitte nachzuzeichnen. Erschaffen durch Meisterleistungen bei Planung und Bau, dann zugeschüttet als Sperrgebiet und Todesstreifen während der Zeit der Teilung, heute teilend und verbindend zugleich in den Kontroversen über die zukünftige Nutzung. Jahrelange Recherche und fundierte Kenntnisse des Autors, historisches Kartenmaterial und eine Vielzahl, zum Teil wenig bekannte Bilder machen dieses Buch zu einem umfassenden Standardwerk.

Dr. Klaus Duntze (1935-2016) initiierte 1977 die Strategien für Kreuzberg. Erstmals wurden zur Zeit der Hausbesetzungen und Plattsanierungen die Planungsbeteiligten und Betroffenen einbezogen. Nach dem Fall der Mauer gründete er den Bürgerverein Luisenstadt e.V. mit. Duntze setzte sich als Pfarrer an St. Thomas dafür ein, dass Kreuzberg seinen spezifischen Charakter behält - und die alte Luisenstadt wiederbelebt wird.

Mehr Informationen
Autor Duntze, Klaus
Verlag Berlin Story Verlag GmbH
ISBN 9783957231789
ISBN/EAN 9783957231789
Lieferzeit 5 Werktage (inkl. Versand)
Erfassungsdatum 03.12.2020
Lieferbarkeitsdatum 20.01.2021
Einband Paperback
Format 2.7 x 24 x 17
Seitenzahl 464 S., mit ca. 750 Abb.
Gewicht 1306