Klaus Hugler

Von der Weltseele und dem Gottmenschentum

Einblicke in die mystische Weltanschauung Wladimir Solowjoffs
52 S. Seiten,Gebunden
9783947831944
15,00 €
Inkl. 7% Steuern , exkl. Versandkosten
Lieferzeit: 5 Werktage (inkl. Versand)

Über Wladimir Solowjoff Wladimir Sergejewitsch Solowjoff (1853-1900) erblickte das Licht der Welt, als Dostojewskijs letztes Jahr im sibirischen Zuchthaus begann. Sein Vater war ein angesehener Historiker, der die bis dahin bedeutendste Geschichte Russlands verfasst hatte, sein Großvater ein geachteter Priester und Religionslehrer. Schon als Kind war ihm klar geworden, dass die religiöse Überzeugung und die weltanschaulichen Erkenntnisse danach verlangen, auch gelebt zu werden. Als er ein naturwissenschaftliches Gymnasium besuchte und mit der Evolutionslehre vertraut wurde, brach sein Kinderglaube zusammen. Er zog seine Konsequenzen und warf eine Ikone aus dem Fenster, weil sie ihm nicht mehr der Zeit gemäß erschien. Während seines nachfolgenden philosophischen Studiums begriff er, dass eine Synthese zwischen dem wissenschaftlichen Erkennen und dem religiösen Erleben nicht nur möglich, sondern auch nötig sei. Er zog in die Geistliche Akademie ein, um Theologie zu studieren, und widmete sein Leben fortan der »Verwirklichung der Synthese von Wissenschaft, Philosophie und Religion«. Das Ziel, welches er damit verfolgte, war die »Herstellung der vollkommenen inneren Einheit der geistigen Welt«. Nachdem der 21-Jährige durch die öffentliche Verteidigung seiner Magisterarbeit in akademischen Kreisen einen tiefen Eindruck hinterlassen hatte, wurde er beauftragt, an der Moskauer Universität im Rahmen der »Höheren Frauenkurse« philosophische Vorlesungen zu halten. In seiner Antrittsvorlesung sagte er: »Die sichtbare Wirklichkeit ist nicht etwas Ernstes, nicht die wahre Natur, sondern nur ihre Maske - der Schleier der Iris.« - Die Bedeutung einer Sophienerscheinung, die er als Kind hatte, trat ihm deutlich vor Augen. Um den Phänomenen solcher Erscheinungen und dem Quellenstudium alter Weisheitslehren nachzugehen, reiste er nach London. Dort erlebte er eine zweite Sophienerscheinung. Eine innere Stimme, der er dann folgte, rief ihn nach Ägypten. In der arabischen Wüste gab es eine dritte Sophienerscheinung. Derartige Erlebnisse verarbeitete er in seiner Lyrik. Diese mystischen Erfahrungen nannte er »das Bedeutendste, was mir in meinem Leben bisher widerfahren ist.« Zugleich fasste er sie als eine Bekräftigung seines philosophischen Systems auf. Wieder in Russland eingetroffen besuchte er die großen Denker und Repräsentanten der Geisteswelt, darunter Dostojewskij und Lew Tolstoi. Im Jahre 1877 begann er mit einer öffentlichen Vorlesungsreihe, die eine starke Beachtung fand - »Über das Gottmenschentum«. Das Jahr 1881 brachte eine entscheidende Wende in Solowjoffs Leben mit sich. Bereits im Januar verlor er durch Dostojewskijs Tod einen wichtigen Gesprächspartner, der ihm in geistiger Hinsicht durchaus gewachsen war. Wenig später wurde Zar Alexander der Zweite ermordet. Solowjoff forderte danach vom Nachfolger die Begnadigung der Mörder mit den Worten: »Jetzt wird sich erweisen, ob der Zar Christus folgen wird. Wird er ihm aber nicht folgen, so werden wir Christus folgen und nicht dem Zaren.« Die allgemeine Empörung darüber war groß. Als Reaktion darauf legte Solowjoff seine Ämter nieder, lebte fortan ohne festes Einkommen und führte bis an das Ende seines Lebens ein unstetes Wanderleben. Sein neues Thema trat ihm klar vor Augen: »Die Geschichte und Zukunft der Theokratie«. Wer aber sollte diese verwirklichen und ihr Wegbereiter sein? Die orthodoxe Ostkirche? Oder Rom? - Mit seinem Bemühen um diese Frage rückte er in die Nähe von Eusebius und Dante. Solowjoffs Hoffnungen auf die großen christlichen Konfessionen waren zum Scheitern verurteilt, sodass er im Jahre 1892 am Ende seines Ringens feststellte: »Die Religion des Heiligen Geistes, zu er ich mich bekenne, ist weiter und gleichzeitig inhaltsreicher als alle Einzelreligionen: Sie ist weder ihre Summe noch der Extrakt aus ihnen, so wie der ganze Mensch weder die Summe noch der Extrakt seiner einzelnen Organe ist.« Diese »Religion des Heiligen Geistes« bildete auch den Nährboden, aus dem seine letzten Werke hervorgegangen sind, »Der Sinn der Liebe«, »Die Rechtfertigung des Guten« und die »Drei Gespräche über Krieg, Fortschritt und das Ende der Weltgeschichte mit Einschluss einer kurzen Erzählung vom Antichrist«. Das Letzte dieser Werke vollendete er im Jahre seines Todes. Solowjoff erlag am 13. August 1900 beim Aufenthalt auf dem Landgut eines Freundes einem Herzversagen. Klaus Hugler

Der Begriff des "Gottmenschen" begegnete Wladimir Solowjow (1853-1900) bei Dostojewski. In den "Dämonen" stellt Dostojewski den Menschengott dem Gottmenschen gegenüber. Solowjow entwickelt diese Begriffe jedoch weiter und interpretiert sie neu. Das Gottmenschentum von Wladimir Solowjow ist keine philosophische Spekulation, sondern eine rein religiöse Lehre, die von der Verkörperung der göttlichen Vorstellung von der Transformation des natürlichen Menschen in ein Gottesbild spricht. Lange Zeit setzte Solowjow seine Hoffnungen auf die ihm vertrauten christlichen Konfessionen seiner Zeit, nämlich die Orthodoxie und den Katholizismus. Im Jahr 1892 musste er jedoch am Ende seiner Bemühungen feststellen: "Die Religion des Heiligen Geistes, zu der ich mich bekenne, ist weiter und gleichzeitig inhaltsreicher als alle einzelnen Religionen: Sie ist weder ihre Summe noch der Extrakt aus ihnen, genauso wie der Mensch als Ganzes weder die Summe noch der Extrakt seiner einzelnen Organe ist." Rudolf Steiner bemerkte dazu: "Für Solowjow ist Christus ein gegenwärtiges Wesen in der gesamten Menschheit. Was er in den Seelen der Menschen spricht, muss zum Ausgangspunkt für die soziale Gliederung werden. Solowjows Weltanschauung strahlt eine wunderbare Seelenwärme aus. Die Philosophie wirkt wie religiöse Betrachtung, die Religion wirkt wie erfahrene Philosophie." Klaus Hugler vereint in diesem Buch sieben wesentliche Textstellen aus Solowjoffs Werk und ergänzt die Texte mit dem Vaterunser, das von diesem großen russischen Mystiker verfasst wurde, sowie einem Vor- und Nachwort.

Mehr Informationen
Autor Klaus Hugler
Verlag Der Erzählverlag
ISBN 9783947831944
ISBN/EAN 9783947831944
Lieferzeit 5 Werktage (inkl. Versand)
Erfassungsdatum 09.11.2023
Lieferbarkeitsdatum 04.12.2023
Einband Gebunden
Format 0.8 x 15.5 x 11.1
Seitenzahl 52 S.
Gewicht 99